Sabbatjahr für Lehrer: Wie ein Sabbatjahr auch dein Sprungbrett in die Freiheit sein kann
„I stand for freedom of expression, doing what you believe in, and going after your dreams.“
(Madonna)
Mein großer Traum war es immer, eine Weltreise zu machen, den Sommer während des europäischen Winters zu genießen, meine Haare von der Sonne bleichen zu lassen, von Strand zu Strand zu hüpfen, ein ganzes Jahr in Flip-Flops durch die Welt zu ziehen, nach Neuseeland zu reisen – mich frei zu fühlen, frei zu sein von Verpflichtungen, Zwängen und Schule, um die Welt zu erkunden und meinen Tag nach meinen Vorstellungen zu gestalten.
Aber anstatt die Welt zu bereisen, arbeitete ich über 10 Jahre lang als Grundschullehrerin, gab mich zu sehr für andere auf und vergaß dabei ganz oft mich selbst und meine eigenen Wünsche und Träume.
Kennst du das?
(…)
Schon während meines Studiums träumte ich von meinem Sabbatjahr.
Wie ich es aber innerhalb dieser wunderbaren Leistungsgesellschaft gelernt hatte, befand ich es für „schlauer“, mich erstmal schön ins Arbeitsleben zu stürzen, denn ich MUSSTE ja BEAMTIN werden.
So macht man das schließlich unter Lehrern. Sicherer Job und gut ist´s.
Also vertagte ich mein Sabbatjahr. Ich hätte sowieso viel zu große Angst gehabt und niemals gewusst, dass ein „normaler Mensch“ das tatsächlich hätte machen können. Da blieb ich lieber schön im sicheren Stresshafen, statt den großen Schritt raus aus meiner Komfortzone zu wagen und die volle Verantwortung für mein Glück, für meine Wünsche zu übernehmen.
So lauschte ich meiner eigenen Angst und Stimmen aus meinem Umfeld, die meine Ängste bestätigten: „Es ist mittlerweile gaaaanz schwierig ein Sabbatjahr zu bekommen!“ oder „Zuerst musst du aber echt den Beamtenstatus haben, sonst bist du nachher zu alt!“
Aha.
Gute Tipps. Danke.
So saß ich also meine Zeit in Hörsälen ab – ohne auch nur einmal die wirklich wichtigen Dinge zu lernen, die ein Lehrer, jeder Mensch, meiner Meinung nach lernen muss. Ich lernte in Mathematik Beweise zu führen, Kaffeetassen zu zählen, deutsche Literaturlisten auswendig zu lernen, studierte die Mimik all meiner Professoren, wenn mir langweilig wurde, düste mit meiner Freundin lieber durch Köln statt zu öden Vorlesungen zu gehen, in denen ich nicht das lernte, das ich für meinen Beruf als Lehrerin gebraucht hätte. Dafür lernte ich, dass auf die Bahn meistens Verlass ist und wo es den besten Kaffee in Köln gab.
Ach so – und ich lernte, mir gaaaanz viele Versicherungen zuzulegen, aus denen man so schnell nicht mehr raus kommt. Eine gute Vorsorge ist sinnvoll, aber was man so als angehende Lehrerin alles angedreht bekommt, ist meiner Meinung nach vollkommen übertrieben.
Spätestens als mein bester Freund während seines Studiums ein Auslandsjahr in Chile machte, wir regelmäßig per Videochat telefonierten und er mir diese wunderbaren Geschichten erzählte, wurde mir klar, dass ich eines Tages in den großen Flieger steigen und am anderen Ende der Welt stehen würde.
Aber: „Ich war noch nicht bereit.“ Meine Angst war zu groß.
So begann ich meine erste Stelle und arbeitete bis nachts (das Klischee, dass Lehrer mittags frei haben, müssen ja alle Lehrer widerlegen). Und ich hinterfragte das, was ich da tat, überhaupt nicht wirklich, denn ich war nun im Beamtenmodus – schön darauf getrimmt, mich 3 Jahre lang „auf Probe“ zu bewähren, um dann endlich in den „Beamtenhimmel“ zu kommen.
Wunderschön.
Ich kann mir kaum etwas Schöneres vorstellen als dem „Staat zu dienen“ und im Grunde keine eigene Meinung haben zu dürfen, die ich mir, wie du dir denken kannst, nicht verbieten ließ… „In guten wie in schlechten Zeiten“ … oder so ähnlich. Ich war also jetzt mit dem Staat verheiratet. Super Sache!
Diese „Hochzeit“ mit dem Staat hatte auch viele Vorteile und ich es war ja meine Entscheidung – nur war mir damals gar nicht bewusst, was ich da überhaupt entschieden hatte und dass dieser Weg gar nicht zu meiner Persönlichkeit passte.
So arbeitete ich weiter den ganzen Tag, denn Arbeit muss ja immer „hart“ sein, opferte mich für die Schule, für Kinder und Eltern auf und vergaß mich und meinen Traum von meiner Weltreise so völlig. „Hat ja Zeit – kann ich noch immer später machen!“, dachte ich bzw. hatte ich gelernt zu denken.
Versteh mich nicht falsch, ich mag Kinder sehr gerne und alle Kinder lieben mich und ich habe die Arbeit mit ihnen und den Eltern gerne und toll gemacht. Sie waren ja diejenigen, warum ich jeden Tag doch wieder ins Auto gestiegen bin statt im Flieger zu sitzen. Aber ich arbeitete einfach zu viel, dachte zu wenig an mich selber und hielt mich selber durch zahlreiche Ängste gefangen.
Du musst wissen, dass ich jahrelang unter furchtbarer Flugangst litt, die es mir unmöglich machte, ein Flugzeug ohne Beruhigungsmitteleinfluss zu betreten. Ich war nur zu Kurzstreckenflügen innerhalb Europas fähig – und selbst das war eine absolute Horror-Tortur für mich. Vor Flugzeugen, diesem Inbegriff der Freiheit, hatte ich so große Angst wie vor nichts auf dieser Welt.
Tief in mir aber wusste ich immer, dass ich meine Ängste eines Tages überwinden und in Flip-Flops auf der anderen Seite der Welt stehen würde.
Und während ich so nonstop vor mich hin arbeitete, immer mehr Aufgaben in der Schule übernahm, mich dabei erwischte, dass ich innerhalb der Probezeit schon die 2. Lehramtsanwärterin ausbildete, auch noch die Testungen im Kindergarten übernahm, ich jedes Kind der Schule einzeln mit Namen kannte, jeden Tag mindestens 90 Minuten lang unterwegs war, um zur Arbeit zu kommen, ich öfter mal im Schnee stecken blieb, ich von zu Hause aus Elterngespräche führte und morgens um 7:00 Uhr am Anrufbeantworter saß, weil die Schule eine Zeitlang ohne Schulleitung war, meldete sich zwischendurch diese Sabbatjahrstimme – die eigentlich nur sagen wollte: „STOP, kümmere dich mal um DICH und sag auch mal NEIN!“
Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich diesen Eid schwören musste – und dachte, ich sei jetzt im Gefängnis. „So wahr mir Gott helfe“ (… also wenn es den geben würde, würde er mich doch da raus holen!). Und als ich dann endlich diese Urkunde, es war eher ein unschönes Blatt, „Beamtin auf Lebenszeit“ in den Händen hielt, war ich ja in Sicherheit und alle waren zufrieden.
Aber war ich das auch?
Und wo bitteschön war jetzt meine Freiheit eigentlich?
Ich dachte immer, wenn man groß ist und Geld verdient, ist man frei?
Wo waren meine Wünsche und Träume?
Und da war sie plötzlich wieder: Diese riesige Sehnsucht, dieses Fernweh in die Welt hinaus zu ziehen und einfach mein Ding zu machen!
Aber auch nach der Probezeit schob ich sie weg. Jetzt, als „richtige Lehrerin“ musste ich ja noch ein bisschen arbeiten.
Als ich dann neben Vollzeitstelle die 3. Lehramtsanwärterin ausbildete und ich eines morgens in die Schule fahren (w)sollte, um ein Gespräch mit der Schulleitung und Referendarin zu führen, veränderte (s)ich mein ganzes Leben.
Auf dem Weg zur Arbeit fiel ich ganz unglücklich drei Treppenstufen herunter und brach mir fünf Knochen im Mittelfuß. Klingt erstmal nicht so furchtbar, war es aber. Als die Ärzte mir mitteilten, dass mein Fuß wahrscheinlich mein ganzes Leben lang taub bleiben würde und ich weder High-Heels noch Flip-Flops tragen könnte, brach erstmal eine Welt für mich zusammen.
Wie man so oft hört, werden dir manchmal deine eigenen großen Träume erst bewusst, wenn der Körper oder die Seele einmal eine Auszeit fordern.
Nachts lag ich wach, starrte an die Decke und dachte an meine Weltreise, die ich nie gemacht hatte.
Ich dachte an mein Sabbatjahr, das ich nie eingereicht hatte.
Und an all die großen Träume, die ich noch so hatte.
Also entschied ich mich endlich dafür, dass es das nicht gewesen sein konnte.
Mein großer Traum, der jahrzehntelang in mir schlummerte, sollte Wirklichkeit werden! Ich wollte ein ganzes Jahr lang in Flips-Flops mit gesunden Füßen um die Welt reisen.
Also rief ich am nächsten Morgen meine Schwester an, die mich zum Glück samt Vacoped-Schuh und Krücken in die Schule fuhr.
Dort gab ich dann ENDLICH den Antrag ab, den ich mir schon mindestens 20 mal in meinem Leben vorher ausgedruckt und vor lauter Angst nie abgegeben hatte.
Ohne zu wissen, ob mein Fuß bis dahin wieder fit war, gab ich meinen Antrag in einem Gespräch bei der Schulleitung ab und fühlte mich so befreit. Endlich hatte ich in meinem Leben eine Entscheidung für mich getroffen – nur für mich.
Mit viel Geduld (neben Tränen aus Verzweiflung und Ungeduld), positiver Visualisierung, der Hilfe von guten Ärzten und lieben Menschen und meinem festen Glauben, irgendwann mit zwei gesunden Füßen in Flip-Flops am anderen Ende der Welt zu stehen, heilte mein Fuß nach 1,5 Jahren vollständig.
Im Sommer 2017 packte ich dann endlich meinen großen Rucksack und machte den größten Schritt meines Lebens raus aus meiner Komfortzone, raus aus der Schule, rein in den großen Flieger nach Australien.
Und plötzlich stand ich tatsächlich da – in Australien anderen Ende der Welt mit zwei gesunden Füßen in Flip-Flops!
2017 absolvierte ich dann eine Yogaausbildung auf Koh Samui, reiste durch Thailand und verbrachte mehr als 5 Monate in meinem „zweiten Zuhause“ auf Bali – manchmal kann ich selber gar nicht glauben, dass ich das wirklich alles gemacht habe. Meinen großen Traum meiner Neuseelandreise habe ich mir auch erfüllt und ich kann dir gar nicht sagen, wie frei ich mich gefühlt habe, weil ich endlich meinen Wünschen gefolgt war!
Mittlerweile liebe ich das Fliegen, verbringe liebend gerne Zeit an Flughäfen, genieße es, offline über den Wolken zu schweben und auf die weißen Wölkchen, die wie Zuckerwatte aussehen, zu schauen.
Dieses Sabbatjahr, dieses freie Jahr nur für mich, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Es war mein Sprungbrett in meine Freiheit – in ein ganz anderes Leben – in mein Leben nach meinen Vorstellungen, Werten und Bedürfnissen.
Nach meinem Sabbatjahr entließ ich mich selber aus dem Beamtentum, weil ich genau wusste, dass ich selbstbestimmter leben wollte, und nun lebe ich mehr und mehr das Leben, das ich leben möchte.
Im Anschluss habe ich 2,5 Jahre in London in der Nähe eines Flughafens gelebt und es geliebt, den Fliegern zuzuschauen, wie sie über meine Wohnung fliegen. Noch vor ein paar Jahren wäre das alles undenkbar für mich gewesen.
Für manche Menschen ist aber auch nach einem Sabbatjahr das „alte Leben“ genau das richtige – also hab keine Angst! Du musst nicht dich wie ich auch aus dem Beamtentum entlassen, wenn es für dich passt wie es ist. Es gibt nicht den einen Weg, sondern du musst deinen Weg finden, der dir entspricht.
Mit meiner Geschichte möchte ich dich dazu inspirieren und dir Mut machen, auf deine Bedürfnisse und Wünsche zu hören und deinen Träumen zu folgen – trotz Angst!
Das muss gar nicht unbedingt eine Weltreise sein – es kann auch sein, dass du dich einfach mal trauen möchtest, dich alleine in ein Café zu setzen oder dein Sabbatjahr einzureichen, obwohl du gar keine Weltreise machen möchtest. Vielleicht möchtest du endlich lernen, gut für dich selber zu sorgen, willst einfach Stunden reduzieren, obwohl du gar keine Kinder hast, endlich deinem Lieblingshobby nachgehen oder ein Buch schreiben. Vielleicht möchtest du deinen Job aufgeben oder nebenberuflich deine Passion leben.
Ich möchte dich darin bestärken, dein Leben so zu gestalten, wie du es möchtest und nicht wie es andere gerne für dich hätten – und manchmal einen anderen Weg zu gehen, als die Masse ihn geht. Es ist immer so viel mehr möglich, als du denkst.
Ich möchte dich dazu ermutigen, dir Unterstützung zu holen, denn du musst und kannst manchmal gar nicht alles alleine lösen. Das kann Unterstützung durch ein Coaching sein, durch eine gute Freundin oder einen guten Freund, deine Familie, durch bestärkende Worte oder Hilfe von anderen Menschen, die dir guttun, oder manchmal auch durch eine Therapie.
Ich möchte dich dazu motivieren, an dich und deine Träume zu glauben.
Wenn ich weiter auf viele der Stimmen meines damaligen Umfelds und auf meine Ängste gehört hätte, würde ich wahrscheinlich heute noch immer in derselben Schule arbeiten, was ja für viele genau der richtige Weg ist. Mein Weg war aber ein anderer.
Viele Jahre lang hatten Ängste einen großen Teil meines Lebens eingenommen, mir meine Lebenslust genommen, mich gefangen gehalten und viele Jahre habe ich sehr hart daran gearbeitet, sie zu akzeptieren, ihnen zu begegnen, sie zu an die Hand zu nehmen und gemeinsam mit ihnen zu springen, zu fliegen und mutig die Dinge zu tun, die ich tun wollte.
Auch heute noch habe ich Ängste – ich bin ein Mensch wie jeder andere, aber ich habe gelernt, (meistens) mit ihnen umzugehen und mich nicht länger von ihnen gefangen halten zu lassen.
Und das war die beste Entscheidung meines Lebens.
Manchmal dauert es länger, manchmal klappt es schneller.
Und ich weiß, du kannst es auch, sonst würdest du diese Zeilen nicht lesen.
Also, was ist dein größter Traum, der schon lange in dir schlummert und darauf wartet von dir gelebt zu werden?
Träumst du auch schon lange von einem Sabbatjahr, traust dich aber (noch) nicht, es wirklich durchzuziehen?
Oder möchtest du in deinem Beruf als Lehrerin endlich lernen, gut für dich zu sorgen, auch mal Nein zu sagen und trotzdem weiterhin deine Arbeit toll zu machen? Das ist auch möglich ohne ein Jahr Auszeit – versprochen!
Wenn du meine Hilfe haben möchtest, buche gerne hier ein kostenloses Erstgespräch bei mir!
Bald erscheint auch mein Buch über meine Weltreise. Trage dich gerne in meinen Newsletter ein, damit du es nicht verpasst! Du erhältst zweimal monatlich inspirierende Post von mir sowie mein kostenloses Balance-Starterkit. Damit machst du deinen ersten Schritt für mehr Selbstfürsorge in deinem Leben! Denn auch damit begann mein Veränderungsprozess.
Alles Liebe,
Christina